100083 Cultural History | A | The Right to Be Lazy

Course offering details

Instructors: Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen

Event type: Seminar

Org-unit: Communication & Cultural Management

Displayed in timetable as: Kulturgeschichte | A

Hours per week: 3

Credits: 5,0

Location: Campus der Zeppelin Universität

Language of instruction: German

Min. | Max. participants: 10 | 21

Priority scheme: Zeppelinjahr-Prioritätsschema

Course content:
Recht auf Faulheit?

Die Faulheit ist »die herrschende Abneigung von der pflichtmäßigen Bewegung, und besonders von der Arbeit. (…) Im gemeinen Leben wird es zuweilen auch von der Trägheit des Körpers, von dem Antriebe zum Schlafe gebraucht«, schreibt Adelung 1796. Kein Jahrhundert später wird Faulheit zum Synonym für Freiheit, die man sich leisten könne, sobald die Maschinen die Arbeit übernommen haben. »Jede Minute Maschinenarbeit ermöglicht der Arbeiterin zehn Tage Ruhe«, schreibt Paul Lafargue 1883 und leitet daraus ein »Recht auf Faulheit« ab. Mit der Digitalisierung wandelt sich Faulheit indes zu einem Postulat der Effizienz. »Men should think, machines should do the paperwork«, erklärt IBM 1967. IBM zitiert die Trennung von strategischer und operativer Arbeit: Der »organizational man« hat Faulheit ein Jahrzehnt zuvor popularisiert. Der leere Schreibtisch ist sein Markenzeichen, das Vorzimmer sein Bollwerk. Die Faulheit, die zum Ausgang des 18. Jahrhunderts noch im Verdacht stand, mit der Todsünde der Trägheit verschwistert zu sein, ist mit dem Computer vom Laster zur Profession aufgestiegen.

In den Think Tanks des kalten Krieges, den Pausenräumen der Bürolandschaften, den Steuerungslehren der 50er und 60er Jahren, den Kreativitätstechniken, dem Lob der Müdigkeit und der Unschärfe, den Debatten zur Entschleunigung und Nachhaltigkeit, der künstlichen Intelligenz und Weltraumbiologie erlebt die Faulheit seit 1945 eine Umwertung und ungeahnte Wertschätzung. Wenn man mit Innovation und Kreativität Nichtarbeit assoziiert, Denken im Schatten der Bürocomputer als Spiel, Spekulation und Sekundenschlaf entsteht, so kann man mit der Faulheit die Utopien der Arbeit analysieren und diskutieren. In welchem Verhältnis stehen Faulheit und Arbeit zueinander? Welchen Anteil haben Müßiggang und Müdigkeit an unseren Narrationen der Produktivität, Ergonomie und Effizienz? Kann man fleißig faul sein? Und gibt es umgekehrt Paradiese des Nichtstuns: An welchen Orten entkommt die Faulheit der Ökonomie der Arbeit? Das Seminar lädt sie dazu ein, die Architekturen, Narrationen, Medien und Kulturtechniken der Faulheit zu entdecken, sie in paradigmatischen Fallbeispielen zu recherchieren und zu diskutieren.

Einige Sitzungen werden zusammen mit Joachim Landkammer, Kulturgeschichte B abgehalten, um den systemischen Zusammenhang zwischen Arbeit und Faulheit gemeinsam zu diskutieren.

 

Educational objective:
Das Seminar versteht sich als Einführung in die Grundlagen im Recherchieren, Lesen und Aufbereiten kultur- und medientheoretischer Quellen. Am Ende des Seminars haben Sie gelernt, kulturwissenschaftliche Fragestellungen eigenständig zu recherchieren und sowie diese auf eine Schreibidee hin zu skalieren. 

Further information about the exams:
Impulsreferat und Essay (10 S.)

Admitted Aids:
Alle fremden Gedanken, Sätze und Redewendungen, die Sie aus mündlichen oder schriftlichen Quellen (Radio, Film, Vortrag, Fernsehen, Youtube, Internet, Podcast, ...) beziehen, sollten Sie hinreichend kennzeichnen und nachweisen. 
Unter den Schlagwörtern »Einführung« und »wissenschaftliches Arbeiten« finden Sie zahlreiche Bücher in der ZU-Bibliothek, die Sie eingehender mit den Techniken und Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut machen. Ein Klassiker ist Umberto Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt: Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften, 11., Aufl., Heidelberg 2005. Das Buch ist auch vor jeder Abschlussarbeit empfehlenswert.

Mandatory literature:


  • Alfred D. Chandler: The Visible Hand. The Managerial Revolution in American Business, 1977.
  • Paul Lafargue: Das Recht auf Faulheit, Berlin 1891 (frz. Le Droit a la Paresse: Réfutation – du Droit au Travail de 1848, Paris 1883).
  • Peter Drucker: The Practice of Management. Harper & Row, New York 1954. https://archive.org/details/bub_gb_GK5VAAAAcAAJ
  • Joseph Licklider: »Man-Computer-Symbiosis«, IRE Transactions on Human Factors in Electronics (März 1962), S. 4–10.
  • Herman Melville, Bartleby, the scrivener, London 1995.
  • Paperwork Explosion (R: Jim Henson Company für IBM, 1967). https://www.youtube.com/watch?v=_IZw2CoYztk
  • Kathrin Passig, Sascha Lobo: Dinge geregelt kriegen, ohne einen Funken Selbstdisziplin. Berlin 2008.
  • Joseph Vogl: Über das Zaudern, Berlin/Zürich 2007.

Appointments
Date From To Room Instructors
1 Wed, 31. Jan. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
2 Wed, 7. Feb. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
3 Wed, 14. Feb. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
4 Wed, 21. Feb. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
5 Wed, 28. Feb. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
6 Wed, 14. Mar. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
7 Wed, 21. Mar. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
8 Wed, 4. Apr. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
9 Wed, 18. Apr. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
10 Wed, 25. Apr. 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
11 Fri, 27. Apr. 2018 15:00 19:30 Fab 3 | 2.12 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
12 Wed, 2. May 2018 16:30 19:00 Fab 3 | 2.05 Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen
Course specific exams
Description Date Instructors Compulsory pass
1. Midterm + Endterm Time tbd Yes
Class session overview
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Instructors
Prof. Dr. phil. habil. Gloria Meynen