100006 Professional Perspectives

Course offering details

Instructors: Prof. Dr. Joachim Behnke; Prof. Dr. phil. habil. Maren Lehmann; Prof. Dr. Jan Söffner; Prof. Dr. habil. Josef Wieland

Event type: Seminar

Org-unit: Studentische Forschung

Displayed in timetable as: Fachliche Persp.

Hours per week: 3

Credits: 4,0

Location: Campus der Zeppelin Universität

Language of instruction: German

Min. | Max. participants: - | 160

Course content:
Die soziologische Perspektive [prof. dr. maren lehmann]
Was ist das Problem, das unter dem Namen "Verantwortung" angesprochen wird? Für wen ist es ein Problem, und in welchem Kontext? Die Soziologievorlesung wird diese drei Fragen in ihrem ersten Teil ausarbeiten und dabei vor allem auf zwei Probleme eingehen. Erstens interessiert uns das Problem der Kontingenz - alles könnte auch anders sein, auch die/der andere könnte recht haben, nichts ist notwendig und nichts ist unmöglich. Zweitens interessiert uns das Problem der Entscheidung - die Form kommunikativen Handelns, durch die Kontingenz beobachtet und handhabbar wird. Verantwortung könnten wir dann verstehen als Zurechnung beobachteter Kontingenz: jemand hat entschieden, und wir beobachten diese Entscheidung als verantwortlich, wenn die/der Entscheider/in die Kontingenz dieser Entscheidung auf sich zu nehmen bereit ist. Im zweiten Teil der Vorlesung werden wir eine Analyse dessen versuchen, was als "organisierte Verantwortungslosigkeit" bezeichnet wird. Kann Arbeitsteilung zur Delegation von Responspflichten führen? Kann Hierarchie zu lethargischem Zynismus führen? Kann Formalisierung entmündigen? Kann technische Komplexität zu Laissez-faire führen? 

Die politikwissenschaftliche Perspektive [prof. joachim behnke]
„Verantwortung“ ist einer der zentralen Begriffe der Politikwissenschaft, vor allem in der Be-deutung der Verantwortlichkeit (accountability). Hier bezieht sich der Begriff auf die institutio-nelle Perspektive. D.h. wie müssen Institutionen konstruiert sein, damit die von den Bürgern ja nur als Anwalt ihrer Interessen mandatierten Politiker auf angemessene Weise kontrolliert werden können, d.h. für eventuelles Fehlverhalten entsprechend zur Verantwortung gezogen werden können. Es ist gerade dieser Mechanismus der das politische Mandat ja überhaupt erst zu einem solchen macht. Verantwortung und Verantwortlichkeit sind daher die zentralen Konzepte der repräsentativen Demokratie.
Es gibt aber noch eine andere Bedeutung, die sich auf die Ebene des individuellen Handelns bezieht und insbesondere für die politische Philosophie des Liberalismus von essentieller Wichtigkeit ist. In diesem Zusammenhang fragen wir danach, in welchem Ausmaß und wofür wir die Bürger in ihre Verantwortung nehmen können, wenn es um ihre Beiträge für das Ge-meinwesen geht, die auch gerade darin bestehen können, dass sie für ihr eigenes Leben und dessen Gestaltung Verantwortung übernehmen bzw. zu Recht beanspruchen können, dies in Eigenverantwortung zu organisieren. Insbesondere die Organisation des Sozialstaats ist hier-von maßgeblich betroffen. Denn sowohl der Verdienst auf den Erhalt eines Erbes oder der Anhäufung eines Vermögens als auch der Verdienst auf Transferzahlungen von seiten des Staates kann nicht immer und gänzlich unabhängig davon beurteilt werden, wie sehr Men-schen für die Situation, in der sie sich befinden, sei es als Begünstigte oder als Leidtragende, selbst verantwortlich sind.

Die kulturwissenschaftliche Perspektive [prof. jan söffner]
Das Wort Verantwortung stammt aus dem ausgehenden Mittelalter – die Antike kannte nur Herrscherpflichten oder Ämter und Amtsführung (lat. officium). Der Begriff „Verantwortung“ zeugt indes davon, dass sich mit dem Begriff in der Neuzeit eine andere Kultur der Pflicht und Schuldigkeit, der Rechenschaft und politischen Haltung etabliert: Denn im Wortstamm trägt dieser Begriff das Antworten – die Gegenrede, die Verteidigungsrede, die Erwiderung. Das ist keine deutsche Eigenart – fast dasselbe gilt auch für französisch responsabilité, italienisch responsabilità und englisch responsibility, die sich allesamt aus dem lateinischen respondere (antworten) herleiten; und es gilt sogar für die englische accountability, im 18. Jahrhundert noch definiert als „state of being answerable“. Verantwortung ist also nicht nur Herrscherpflicht oder Akt der Sorge um die Machtlosen, nicht nur ein moralisches Korrektiv der Wahl von Zielen und Mitteln, nicht nur Zwang zur Rechenschaft – sie ist auch eine Form der Ansprechbarkeit und der potentiell konfliktgeladenen Rede und Gegenrede: Ihr Ort ist neben der Moral und der Politik auch der Diskurs, die Rhetorik, die Kultur der Rede.
Der Begriff Ziel der kulturwissenschaftlichen Teile der Ringvorlesung wird sein, verschiedene Kulturen verantwortlichen Antwortens exemplarisch vorzustellen – und sie anderen verwandten Konzepten und Praktiken gegenüberstellen.

Die ökonomische Perspektive [prof. josef wieland]
Die Zuschreibung von Verantwortung bezieht sich auf eine vierstellige Relation: „Wer, ist für was, auf welcher Anspruchsgrundlage, wem gegenüber verantwortlich.“ Aus ökonomischer Sicht hat sich dieser Konnex in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verändert. Der weithin akzeptierte Slogan „The business of business is  business“ aus den 1970iger Jahren reduzierte ökonomische Verantwortung auf die Pflicht zur Erwirtschaftung eines Gewinns oder zur Steigerung des „shareholder values“ im Rahmen der gesetzlichen Regulierungen. Das Befolgen diese Überzeugung ist heute nicht mehr ausreichend um wirtschaftlichen Erfolg sicher zu stellen. Hinzugekommen sind die rechtliche und ethische Verantwortung für integres Führungsverhalten und Compliance in allen Geschäftsbelangen,  die soziale Verantwortung bei der Organisierung globaler Wertschöpfungsketten und die Verantwortung für die Nachhaltigkeit der Produkte, Dienstleistungen und Verfahren der Unternehmen. Dabei sind sowohl individuelle Manager als auch die Unternehmung als Organisation in die Betrachtung einbezogen. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den quantitativen und qualitativen Veränderungen ökonomischer Verantwortung. In der Vorlesung werden die Treiber dieser Entwicklung analysiert, die verschiedenen Verantwortungstypen detailliert und an „real cases“ erläutert und schließlich die Anforderungen an das Management und die Führung von Unternehmen diskutiert. Durch die Bearbeitung von Fallstudien in Arbeitsgruppen wird den Studenten die Möglichkeit geboten, durch methodisches Stakeholder Management multivalente Verantwortungssituationen selbst zu bearbeiten.
 

Small group(s)
This course is divided into the following small groups:
  • Professional Perspectives

    Prof. Dr. Jan Söffner

    Th, 29. Nov. 2018 [10:00]-Fri, 30. Nov. 2018 [16:00]

  • Professional Perspectives A

    Prof. Dr. habil. Josef Wieland

    Th, 22. Nov. 2018 [10:00]-Th, 29. Nov. 2018 [12:30]

  • Professional Perspectives B

    Prof. Dr. Joachim Behnke

    Th, 22. Nov. 2018 [10:00]-Th, 29. Nov. 2018 [12:30]

  • Professional Perspectives C

    Prof. Dr. phil. habil. Maren Lehmann

    Th, 8. Nov. 2018 [10:00]-Th, 29. Nov. 2018 [12:30]

Appointments
Date From To Room Instructors
1 Wed, 12. Sep. 2018 12:30 14:00 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. Joachim Behnke; Prof. Dr. phil. habil. Maren Lehmann; Prof. Dr. Jan Söffner; Prof. Dr. habil. Josef Wieland
2 Th, 20. Sep. 2018 10:00 12:30 Fab 3 | 1.09 Blackbox Prof. Dr. phil. habil. Maren Lehmann
3 Th, 27. Sep. 2018 10:00 12:30 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. habil. Josef Wieland
4 Th, 4. Oct. 2018 10:00 12:30 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. phil. habil. Maren Lehmann
5 Th, 11. Oct. 2018 10:00 12:30 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. habil. Josef Wieland
6 Th, 11. Oct. 2018 13:30 16:00 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. Joachim Behnke
7 Fri, 12. Oct. 2018 13:30 16:00 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. Jan Söffner
8 Th, 18. Oct. 2018 10:00 12:30 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. Joachim Behnke
9 Th, 25. Oct. 2018 10:00 12:30 Fab 3 | Graf von Soden | Forum 0.01 Prof. Dr. Jan Söffner
Course specific exams
Description Date Instructors Compulsory pass
1. Endterm No
Fachliche Perspektiven | Verantwortung | CCM Time tbd Yes
Fachliche Perspektiven | Verantwortung | CME Time tbd Yes
Fachliche Perspektiven | Verantwortung | PAIR Time tbd Yes
Fachliche Perspektiven | Verantwortung | SPE Time tbd Yes
Class session overview
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
Instructors
Prof. Dr. Joachim Behnke
Prof. Dr. phil. habil. Maren Lehmann
Prof. Dr. habil. Josef Wieland
Prof. Dr. Jan Söffner