|
Instructors: Prof. Dr. Richard Münch
Event type:
Seminar
Org-unit: Sociology, Politics & Economics
Displayed in timetable as:
Handlungstheorie
Hours per week:
3
Credits:
6,0
Note: In your exam regulations, differing credits may have been specified.
Location:
Campus der Zeppelin Universität
Language of instruction:
German
Min. | Max. participants:
5 | 35
Priority scheme: Standard-Priorisierung
Course content:
Nach Max Webers klassischer Definition ist die Soziologie "eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will". Soziales Handeln ist "auf das Verhalten anderer bezogen … und daran in seinem Ablauf orientiert". Wir können in dieser Definition die Prämisse aller Bemühungen erkennen, denen es darum geht, Soziologie auf einer handlungstheoretischen Grundlage zu betreiben. Diese unterscheiden sich insbesondere von System- oder Strukturtheorien, die auf die eigene, emergente Qualität von Systemen oder Strukturen pochen, die eine eigene, für Handlungstheorien nicht direkt zugängliche Interpretation bzw. Erklärung verlangen. Soziologische Handlungstheorien lenken dagegen den Blick auf die eigene, von Systemen bzw. Strukturen unabhängige Qualität des sozialen Handelns als elementarster Gegenstand der Soziologie. Systeme oder Strukturen sind aus dieser Perspektive erst dann vollständig verstanden und erklärt, wenn das ihnen zugrunde liegende soziale Handeln erfasst wird. Soziologie ist in dieser Perspektive ohne Handlungstheorie nicht möglich. Es gibt allerdings nicht die eine soziologische Handlungstheorie, sondern verschiedene, einander widerstreitende oder aber auch einander ergänzende Handlungstheorien.
Wie Soziologie auf handlungstheoretischer Grundlage betrieben wird, ist Gegenstand dieser Lehrveranstaltung. Um genügend Zeit für die Lektüre und Diskussion von Originaltexten zu haben, wird direkt in der ersten Sitzung mit dem ersten Seminarblock begonnen. Wir beschäftigen uns zunächst mit Theorierichtungen, die soziales Handeln als zweckrationales bzw. instrumentelles Handeln begreifen, das einerseits Nutzen zu maximieren versucht, andererseits Ziele auch gegen Widerstand durchsetzen will: Rational Choice Theorie sowie Macht- und Konflikttheorie. Es folgen Theorierichtungen, die soziales Handeln als kommunikatives Handeln betrachten, einerseits als ein Handeln, das durch Wissensvorräte geleitet ist, andererseits als ein Handeln von Akteuren, das in der Interaktion mit anderen Akteuren Wirklichkeit durch Selbstdarstellung und Fremddarstellung konstruiert: Wissenssoziologie und Sozialkonstruktivismus sowie Symbolischer Interaktionismus. Darauf aufbauend wenden wir uns der handlungstheoretischen Analyse gesellschaftlicher Handlungsfelder anhand ausgewählter soziologischer Studien zu.
Educational objective:
Die Studierenden sollen ein Verständnis davon gewinnen, wie sich Soziologie auf handlungstheoretischer Grundlage darstellt und von system- oder strukturtheoretischen Perspektiven zu unterscheiden ist. Sie sollen lernen, die einschlägigen soziologischen Handlungstheorien in ihrer je eigenen Perspektive zu erfassen und voneinander zu unterscheiden. Auf dieser Grundlage sollen sie anhand exemplarischer Studien die Kompetenz erwerben, soziale Phänomene in ihrer Eigenart, ihren Ursachen und Folgen in unterschiedlichen handlungstheoretischen Perspektiven verstehen und erklären zu können.
Further information about the exams:
Die Prüfungsleistung besteht in einer Hausarbeit von 12 Seiten einschließlich Literaturverzeichnis (ca. 30.000 Zeichen einschließlich Leerzeichen), die zu 100% gewichtet ist. Voraussetzung zur Erstellung der Hausarbeit sind die aktive Teilnahme am Seminar, ein Referat von ca. 10 Minuten und zwei Kommentare zu ergänzenden Texten von ca. 5 Minuten. Diese Beiträge zum Seminar werden nicht benotet.
Mandatory literature:
Richard Münch. Soziologische Theorie. Frankfurt/New York: Campus. Band 1: Grundlegung durch die Klassiker, Kap. III, 2, Kap. V; Band 2: Handlungstheorie, Kap. I, 3; III, 6, 8; IV, 9, 10, 13; Band 3: Gesellschaftstheorie, Kap. III, 7, 8; Kap. IV, 12.
|
