124102 Markets & Society

Course offering details

Instructors: Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl

Event type: Seminar

Org-unit: Sociology, Politics & Economics

Displayed in timetable as: Märkte & Gesellschaf

Hours per week: 3

Credits: 6,0
Note: In your exam regulations, differing credits may have been specified.

Location: Campus der Zeppelin Universität

Language of instruction: German

Min. | Max. participants: 10 | 24

Priority scheme: Standard-Priorisierung

Course content:
Moderne kapitalistische Gesellschaften werden auch als Marktgesellschaften bezeichnet. Man kann diesen Begriff deskriptiv, kritisch und/oder normativ verwenden. Deskriptiv hieße, die Bedeutung des Marktes in diesen Gesellschaften hervorzuheben, also Wettbewerbsprinzip und dezentrale Koordination von Aktivitäten in Gestalt von Kaufakten. Kritisch hieße, damit auf die problematische Dominanz dieser Prinzipien zu verweisen und die Zweitrangigkeit anderer Koordinationsformen und anderer, z.B. politischer Bestimmungen des Begriffs von Gesellschaft zu monieren. Es geht hier also im Kern um das Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Titel ‚Märkte und Gesellschaft’ ist ein Ausschnitt aus dieser Thematik, dessen Ausschnitthaftigkeit im Kurs zum Thema gemacht wird.

Natürlich kann oder muß man zuerst die Frage stellen: Was ist das für eine Unterscheidung? Ist sie tragfähig? Ist Gesellschaft ohne Markt, ohne Güteraustausch denkbar, so daß sie additive Frage überhaupt Sinn „macht" (wie man im Englischen sagt)?

In welchem Umfang ist unsere Gesellschaft eigentlich vom Markt oder Märkten bestimmt? Welcher ihrer Bereiche in welchem Maße? Mit welchen typischen Folgen? Oder weniger ‚naturwissenschaftlich‘ formuliert: inwieweit lassen sich Gesellschaften von Märkten bestimmen oder prägen?

Und umgekehrt: Was führte zur aktuellen Bedeutung des Marktprinzips in vielen Bereichen der Gesellschaft? Wie kam es dazu? Sind „Marktgesellschaften" immer kapitalistisch? Es geht somit auch um die Frage, warum selbst in modernen Gesellschaften nicht alles marktförmig organisiert wird, und warum es zunehmend (wieder) soziale Bewegungen gibt, welche die Räume nicht marktförmig bestimmter Interaktion bewahren oder ausweiten wollen. Welche Koordinationsformen haben Gesellschaften sonst noch? Welche Rolle spielen sie „bei uns"?

Ein drittes Thema des Kurses ist die in der Pluralform des Begriffs Markt steckende Annahme: Märkte seien verschieden. Inwiefern, und mit welchen Konsequenzen? Und wie beeinflussen sie die Politik – und umgekehrt (die Zentralfrage der Politischen Ökonomie). Oder besser: wie koevolvieren sie in verschiedenen kulturellen Kontexten? Diese Frage wird u.a. im Diskurs zu „Varieties of Capitalism" aufgegriffen.

Das Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft kann man freilich nicht direkt empirisch beobachten. Man braucht Instrumente der Beobachtung, Deutung und Bewertung dieses Entwicklungsverhältnisses: Theorien eben. Der Kurs begnügt sich nicht damit, einige vorzustellen und „abzuklappern". Vielmehr soll die Art, wie sie beobachten, erklären und bewerten, selbst zum grundlegenden Thema gemacht werden. Schließlich konkurrieren nicht nur verschiedene Denktraditionen um Deutungshoheit, sondern auch Disziplinen wie Soziologie, Politikwissenschaft, Politische Ökonomie und Sozioökonomik.

Educational objective:
Die LV soll es ermöglichen, Einblicke in dynamische Zusammenhänge (Koevolution) von Wirtschaft und Gesellschaft zu entwickeln, und dabei unterschiedliche theoretische und paradigmatische Denkformen kennen und kritisch vergleichen zu lernen. Auch hier nicht mit enzyklopädischem Anspruch, sondern exemplarisch. Sie soll ferner eine Möglichkeit bieten, sich mit einem „Unbehagen in der Moderne" zu befassen, welches insbesondere mit einer „Kommodifizierung der Gesellschaft" zu tun hat, also einer Tendenz zur Verwandlung potentiell aller gesellschaftlichen Güter in Waren.

Further information about the exams:
Referat in Form einer Präsentation oder als Text, abzugeben als Datei, und zwar überarbeitet nach Diskussion im Seminar (auch als Hausarbeit) möglich. Gruppenarbeit ist möglich.

Prüfungsmodus: Endterm.

Die Studierenden gruppieren sich zu Teams von jeweils zwei Personen (bis 14 Teilnehmer, bzw. 2-3 Personen (ab 15 TN). Jedes Team bekommt eine Sitzung zugeordnet.

Das Team stellt sein Thema basierend auch dem Text seiner Sitzung vor und bezieht es auf den Seminarkontext. Es arbeitet die Argumentation des Bezugstextes heraus und stellt daran weiterführende Fragen (Umfang 3-4 Seiten). Diese Texte werden als Input(s) bezeichnet. Der Vortrag kann von diesem Text abweichen.

Daneben verpflichtet sich jedes Team eine Session zu protokollieren. Diese Protokolle werden als Dokumentation bezeichnet. Darin wird eine Kommentarspalte eingebaut, in die Argumente des Diskurses, kritische Fragen, Kommentare und Anmerkungen eingetragen werden. Sie können bis zur letzten Sitzung eingefügt werden.

Alle Inputs und Dokumentationen werden in einem Worddokument gesammelt und hach der jeweiligen Sitzung allen TN zugänglich gemacht. Es gelten die wissenschaftlichen Standards des Zitierens und des Ausdrucks.

Die Note setzt sich zu 2/3 aus den Inputs und den Dokumentationen zusammen.
Kriterien der Bewertung sind:


  • Focussiertes Herausarbeiten des Textsinns (in Abgrenzung zu anderen Sichtweisen)
  • Einbettung in den Seminarkontext (Bezüge zischen den Seminarthemen
  • Weiterführende Fragen
  • Kritische Anmerkungen

Mandatory literature:
Barber, B. (2003). Strong democracy: Participatory politics for a new age. Univ of California Press. (dt.: Starke Demokratie, 1994).
Garcia-Parpet, M. F. (2017): Die soziale Konstruktion eines perfekten Marktes. In Dispositiv und Ökonomie (pp. 39-82). Springer VS, Wiesbaden.
Coase, R. H. (1991): The nature of the firm (Orig. 1937): The Nature of the Firm. Origins, Evolution, and Development. New York, Oxford, 18-33.
Mohr, E. (2020): Die Produktion der Konsumgesellschaft: eine kulturökonomische Grundlegung der feinen Unterschiede. Bielefeld: transcript (open access).
Ostrom, E. (2010): Beyond markets and states: polycentric governance of complex economic systems. American economic review, 100(3), 641-72.
Ouchi, W. G. (1980): Markets, bureaucracies, and clans. Administrative science quarterly, 129-141.
Powell, W. W., Staw, B., & Cummings, L. L. (1990): Neither market nor hierarchy.
Priddat, Birger P. (2013): "Bevor wir über ‚Ökonomisierung’ reden: was ist ‚ökonomisch’?." Soziale Welt 64.H. 4 417-434.
Sedlácek, T. (2012): Die Ökonomie von Gut und Böse, 2012. Aufl. München.
Smith, A. (1937): The wealth of nations. Chapter I, II und III (21 S.).
Stark, D. (2011): The sense of dissonance: Accounts of worth in economic life. Princeton University Press. Chapter 2.

Appointments
Date From To Room Instructors
1 Tue, 15. Sep. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
2 Tue, 22. Sep. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
3 Tue, 29. Sep. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
4 Tue, 6. Oct. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
5 Tue, 13. Oct. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
6 Tue, 20. Oct. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
7 Tue, 27. Oct. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
8 Tue, 3. Nov. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
9 Tue, 10. Nov. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
10 Tue, 17. Nov. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
11 Tue, 24. Nov. 2020 13:30 16:00 online Dr. Norman Meisinger; Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
Course specific exams
Description Date Instructors Compulsory pass
1. Endterm Time tbd Yes
Class session overview
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  • 6
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  • 9
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Instructors
Prof. Dr. Dr. Manfred Moldaschl
Dr. Norman Meisinger